Kroatien Flagge und EU-Flagge
Das "jüngste" Mitglied: Kroatien und seine Beweggründe

Am 1. Juli 2013 trat Kroatien der EU bei und hat vor allem wirtschaftlich stark von der Mitgliedschaft profitiert.

Serie zur EU-Wahl am 9. Juni

Kroatien Urlauber spüren es in der Brieftasche. Das Preisniveau hat sich auch dort stark nach oben geschraubt. Neben der Inflation lenkten Investitionen die Preise. Diese läuteten einen spürbaren Wandel ein und brachten Kroatien einen Qualitätssprung nach vorne.

Für die Aufnahme in die Europäische Union musste Kroatien zuvor verschiedene Bedingungen erfüllen. Vor allem die grassierende Korruption, die mangelnde Unabhängigkeit der Justiz sowie die mangelhafte Kooperation mit dem internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien, stellten große Hindernisse dar. Auch eine effizientere Verwaltung und eine Privatisierung von Staatsbetrieben stand im Forderungskatalog der EU. Aber Kroatien war motiviert und stellte sich den Ansprüchen. 

Die Lage vor dem EU-Beitritt

Wirtschaftlich war Kroatien vor dem EU-Beitritt angeschlagen. Im Zuge der Finanzkrise von 2008/2009 geriet das Land in eine Rezession. Auch nach dem EU-Beitritt schrumpfte die Wirtschaft zunächst leicht weiter, doch seit 2015 wächst Kroatien kräftig. Das Land profitiert von der Zollunion innerhalb der EU. Rund zwei Drittel der Exporte gehen in EU-Staaten.

2023 wuchs das kroatische BIP sogar deutlich über dem Eurozonenschnitt und dank starker Konsumentwicklung soll das auch 2024/2025 so bleiben. 

Guter privater Konsum Dank höherer Löhne

Wie schon 2023 dürfte 2024/2025 der wichtigste Wachstumsimpuls vom privaten Konsum kommen, der durch anhaltendes Wachstum von Reallöhnen und Beschäftigung sowie einer anziehenden Kreditvergabe angekurbelt wird. Auch der schon 2023 relativ dynamische Staatskonsum wird aufgrund einer umfassenden Lohnreform im öffentlichen Sektor weiter zulegen.

Die Investitionsdynamik hingegen wird sich 2024/2025 verlangsamen, allein schon deshalb, weil sich die Aufnahme von EU-Mitteln vorübergehend verlangsamen wird (der alte Förderzyklus läuft aus, der nächste braucht noch, um in Fahrt zu kommen).

Arbeitskräftemangel auch in Kroatien

Das Wirtschaftswachstum in den Jahren seit dem EU-Beitritt spiegelt sich auch in den Arbeitslosenzahlen wider. Vor dem Beitritt zur EU war knapp jeder fünfte Kroate arbeitslos, unter Jugendlichen sogar mehr als zwei von fünf. Viele gut qualifizierte Menschen verließen damals das Land. 

Der Arbeitsmarkt dürfte angespannt bleiben, wobei die Beschäftigung weiter zunehmen und die Arbeitslosenquote einen neuen Tiefstand erreichen wird. Letzteres nicht zuletzt aufgrund des Erfolgs aktiver arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen, Stichwort "Up- und Reskilling". Für Arbeitswillige bedeutet „Upskilling“ das Aneignen und Erneuern von Fachwissen, beim „Reskilling“ entwickelt man breites angelegtes, tiefergehendes Wissen in gänzlich neuen Kompetenzen.


Nun allerdings wird die Arbeitskräfteknappheit immer spürbarer. Zwar nimmt die Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten etwas vom Druck, dennoch ist die Situation für hohe Lohnsteigerungen gegeben, was die Gefahr der Bildung einer Lohn-Preis-Spirale birgt und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit gefährden kann.

Wunderschöne Strände und Up-Grade im Tourismus

Zwar spült der Tourismus fleißig Geld in die Kassen, die Nettoexporte liefern aufgrund des lebhaften Importwachstums, ausgelöst durch die starke Konsum- und Investitionsnachfrage, dennoch keinen Wachstumsbeitrag zum BIP. Der Leistungsbilanzüberschüss könnte sogar etwas zurück gehen.

 

 

Boot steht in einer Bucht in Kroatien
Stärken Problempunkte
  • Impulse aus EU-/Euro- und Schengen-Beitritt,
  • gut ausgebildete Arbeitskräfte,
  • Infrastruktur (Autobahnen, Häfen), 
  • Tourismus
  • hohe private und öffentliche Verschuldung, 
  • geringes Binnenmarktvolumen, 
  • wettbewerbsschwache wenig diversifizierte Industrie,
  • schwelende Gefahr rückläufiger Wettbewerbsfähigkeit speziell im Dienstleistungsbereich,
  • Reformstau und ineffiziente Verwaltung, 
  • schwache Kaufkraft,
  • Braindrain / Emigration,
  • Wetterextreme (Hitze, Dürre)

Stand: Juni 2024
Erstellerin: Mag. Bettina Hametner, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG
Quellen: u.a. www.bpb.demerkur.de

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07.06.2024 - Geldanlage Plus, Volkswirtschaft